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Verhütungsmittel: Was zahlt die Krankenkasse?

Immer mehr Frauen wenden sich von der hormonellen Verhütung ab – hin zu natürlichen Methoden. Doch wer zahlt Verhütungsmittel überhaupt? Comparis klärt auf.

10.12.2021

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Verhütung: Spirale, Kondom, Pille und Schwangerschaftstest.

iStock.com / JPC-PROD

1.Kosten und Anwendung von Verhütungsmethoden in der Schweiz
2.Übersicht der gängigsten Verhütungsmethoden
3.Vor- und Nachteile der Verhütungsmethoden
4.Zahlt die Krankenkassen die Kosten für die Spirale oder Pille?
5.Notfallverhütung mit der «Pille danach»
6.Verhütung ist (noch) Frauensache

Die am häufigsten genutzte Verhütungsmethode ist das Kondom. Sind bei der Verhütung Hormone im Spiel, können Nebenwirkungen auftreten. Das gilt besonders bei der «Pille danach». So oder so: Verhütung ist Privatsache. Krankenkassen übernehmen die Kosten nur in Ausnahmefällen.

Rund jede dritte Frau in der Schweiz nimmt die Antibabypille. Ihr Image als sicheres und bequemes Verhütungsmittel ist allerdings angeschlagen. Stimmungsschwankungen, mangelnde Lust und Thrombosen: Trotz geringem Nebenwirkungsrisiko überlegen es sich viele Frauen heute zweimal, ob sie hormonell verhüten sollen.

Kosten und Anwendung von Verhütungsmethoden in der Schweiz

Die Statistik des BFS (2017) zur sexuellen Aktivität von Frauen und Männern zwischen 15 und 49 Jahren zeigt: Das Kondom ist nicht nur die einzige zuverlässige Verhütungsmethode für Männer abgesehen von einer endgültigen Sterilisation. Es ist auch klarer Spitzenreiter bei der Anwendung. 

Verhütungsmethoden Anwendung in Prozent Kosten in Franken
Präservativ 33,9 % 10 Stück ca. 10–15
Pille/Minipille 27,0 % ca. 15–25 pro Monat
Spirale 11,7 % Kupferspirale: ca. 200 (inkl. Spirale, Einlegen und Nachkontrolle) pro 5 Jahre Hormonspirale: ca. 500–700 (inkl. Spirale, Einlegen und Nachkontrolle) pro 5 Jahre
Sterilisation 8,5 % bei der Frau: Ca. 1’000–2’000 beim Mann: Ca. CHF 700 bis 1’000
Andere hormonelle Verhütungsmethoden 5,1 % Dreimonatsspritze ca. 65–85 Hormonpflaster ca. 26 pro Monat Verhütungsstäbchen ca. 420 pro 3 Jahre Verhütungsring ca. 24 pro Monat
Natürliche Verhütungsmethoden 3,4 % keine Kosten

Übersicht der gängigsten Verhütungsmethoden

  • Verhütungsmethoden mit hormoneller Wirkung

    • Pille

    • Hormonspirale

    • Verhütungsstäbchen

    • Dreimonatsspritze

    • Vaginalring

    • Minipille

    • Hormonpflaster

  • Mechanische und chemische Wirkung

    • Kondom

    • Kupferspirale/-kette

    • Diaphragma

    • Scheidenzäpfchen, Gels, Schäume etc.

  • Natürliche Wirkung

    • Symptothermale Methode

    • Temperaturmethode

    • Verhütungscomputer

    • Kalendermethode (Knaus-Ogino)

Vor- und Nachteile der Verhütungsmethoden

Als einziges Verhütungsmittel schützt das Kondom (auch das Frauenkondom) auch zuverlässig vor Geschlechts- und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten. Die Nachteile: Der Gummi kann das Körpergefühl beeinträchtigen. Und bei einer unsachgemässen Anwendung kann der Pariser abrutschen oder reissen.

Hormonelle Verhütungsmittel wie Pille/Minipille, Pflaster, Spritze etc. schützen zwar zuverlässig gegen die Empfängnis. Jedoch können hormonbedingte Nebenwirkungen auftreten wie Gewichtszunahme, Stimmungsschwankungen, Blutungsstörungen etc. Bei Pille und Minipille müssen Sie zudem täglich an die Einnahme denken. 

Auch rein mechanische Verhütungsmethoden (Spiralen) können Nebenwirkungen haben wie etwa Blutungsstörungen oder auch Schmerzen und eine Entzündung des Eileiters. Auch sie sind aber bei richtiger Grösse und korrektem Einsatz sehr zuverlässig. Chemische Verhütungsmittel allein sind sehr unsicher. Sie werden deshalb in Kombination mit mechanischen Verhütungsmitteln empfohlen. Auch sie können Entzündungen und Reizungen verursachen. 

Nebenwirkungslos sind die natürlichen Verhütungsmethoden. Je nach Methode unterscheidet sich die Zuverlässigkeit aber enorm. Beispielsweise ist die symptothermale Methode nach Sensiplan bei korrekter Anwendung beinahe so sicher wie die Pille. Die Kalendermethode hingegen ist sehr unsicher.

Die Zuverlässigkeit von Verhütungsmitteln wird mit dem so genannten Pearl-Index (nach dem amerikanischen Wissenschaftler Raymond Pearl) angegeben. Je kleiner der Wert, desto sicherer die Verhütungsmethode. Ein Pearl-Index von 0,1 heisst: Auf 1000 Frauen wird beim Einsatz einer bestimmten Verhütungsmethode in einem Jahr 1 Frau schwanger.

Methode Pearl-Index
Kondom oder Femidom 2–12 %
Pille (alle ausser Minipille) 0,5 %
Minipille 1–2 %
Dreimonatsspritze 1 %
Verhütungsstäbchen Implanon® < 0,1 %
Hormonspirale ~ 0,2 %
Kupferspirale (ohne Hormone) ~ 1 %
Symptothermale Methode ~ 0,6 –1,8 %
Knaus-Ogino-Methode (Kalendermethode) ~ 20 %

Zahlt die Krankenkassen die Kosten für die Spirale oder Pille?

Egal, für welche Verhütungsmethode Sie sich entscheiden: Die Kosten tragen Sie in der Regel selber. Sie werden weder von der Grund- noch von einer Zusatzversicherung übernommen. Lediglich die Konsultation beim Frauenarzt zur Abklärung der Verhütungsmethode sowie eine Schwangerschaftsverhütung aus medizinischen Gründen wird von der Grundversicherung übernommen. Das kann etwa der Fall sein bei hormonell bedingter Akne oder bei Zyklusstörungen.

Ähnlich verhält es sich bei einer endgültigen Empfängnisverhütung oder Sterilisation. Nur bei einer Schwangerschaftsvermeidung aus gesundheitlichen Gründen übernimmt die Grundversicherung den Eingriff. Für die Kosten der Tubenligatur (Sterilisation der Frau) oder der Vasektomie (Sterilisation des Mannes) zahlen allerdings verschiedene Zusatzversicherungen Beiträge. 

Demgegenüber deckt die Grundversicherung die Kosten für einen ärztlich verschriebenen Schwangerschaftsabbruch. Die «Pille danach» zählt allerdings nicht dazu. Auch sie müssen Frauen aus der eigenen Tasche zahlen. 

Tipp: Bekommen Sie schon nicht die Kosten für Ihre Schwangerschaftsverhütung von der Krankenkasse erstattet, ist es umso wichtiger, dass Sie nicht auch noch zu viel bezahlen.

Krankenkassenprämien berechnen

Notfallverhütung mit der «Pille danach»

Es kann vorkommen, dass eine Verhütungsmethode versagt hat (z.B. gerissenes Kondom oder vergessene Pilleneinnahme) oder die Verhütung ganz vergessen ging. In solchen Fällen können Frauen auch noch nach dem Geschlechtsverkehr eine Schwangerschaft verhüten. Dafür müssen sie die sogenannte «Pille danach» möglichst rasch nach dem Geschlechtsverkehr einnehmen.

Das Medikament hemmt Befruchtung und Einnistung des Eis. Es ist kein Abtreibungsmittel. Hat sich das Ei bereits in der Gebärmutter eingenistet, ist die «Pille danach» wirkungslos.

Zu den bekanntesten Präparaten in der Schweiz zählen NorLevo und ellaOne. Beide sind rezeptfrei, aber im Zusammenhang mit einem obligatorischen Beratungsgespräch in Apotheken erhältlich. Die Wirksamkeit von NorLevo und ellaOne beträgt jeweils 95 Prozent und 98 Prozent. Diese ist gewährleistet, sofern die Einnahme dieser Präparate innerhalb von 12 bis 24 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr erfolgt.

Die «Pille danach» ist ein absolutes Notfallmedikament und aufgrund der starken Hormonzufuhr nicht für den Dauergebrauch geeignet. Sie ist keine Alternative zu anderen Verhütungsmitteln, auch weil die Wirkung bei häufiger Einnahme nachlässt. Die Einnahme der «Pille danach» ist nur als einmalige Notlösung erlaubt. In der Schweiz ist es illegal, die Pille online auf Vorrat zu bestellen.

Verhütung ist (noch) Frauensache

Ausser dem Kondom oder der Vasektomie (Sterilisation) gibt es bisher keine Verhütungsmethode für den Mann. Weit gediehen ist allerdings die Entwicklung eines Verhütungsgels, das nach einer Injektion die Spermienproduktion hemmen soll. Ob und wann es auf den Markt kommt, ist aber noch ungewiss.

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