Soll ich meinen Partner oder Angehörige selbst pflegen?
Angehörige und Familienmitglieder zu pflegen, ist eine nicht zu unterschätzende Herausforderung. Lesen Sie hier, welche Überlegungen Sie machen sollten.
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Überlegen Sie sich sorgfältig, pflegebedürftige Angehörige selbst zu versorgen. Viele unterschätzen den Zeitaufwand. Zudem müssen Sie die finanzielle, körperliche und emotionale Belastung bei Ihren Überlegungen berücksichtigen.
Fast 20 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer leben zusammen mit einer behinderten oder pflegebedürftigen Person. Bei rund drei Vierteln ist es die Partnerin oder der Partner. Viele Kinder halten es für Ihre Pflicht, sich um ihre pflegebedürftigen Eltern zu kümmern. Und in Partnerschaften ist es oft selbstverständlich. Aber nicht immer ist die Pflege durch Angehörige auch die beste.
Aufgaben und Herausforderungen für pflegende Angehörige
Erkundigen Sie sich in Ihrem Bekanntenkreis, wie pflegebedürftige Angehörige betreut werden und wie hoch der Aufwand dafür ist. Überlegen Sie sich, wie viel Sie sich zumuten können und wollen und seien Sie sich Ihrer Grenzen bewusst. Setzen Sie sich in Ruhe mit der angehörigen Person zusammen und tauschen Sie sich über ihren Pflegebedarf und ihre Wünsche aus. Die notwendige Unterstützung ist unterschiedlich:
Allgemeine Pflege wie Hilfe beim Essen und Trinken oder bei der Medikamenteneinnahme
Betreuung und Hilfe im Alltag wie Einkaufen, Kochen oder Putzen
Administrative Unterstützung wie Rechnungen bezahlen, finanzielle Unterstützung anfordern, Vorsorgedossier erstellen
Rat von Fachpersonen einholen
Besprechen Sie die Situation mit anderen Familienmitgliedern. Es kann sein, dass auch Sie einmal eine Entlastung brauchen. Überlegen Sie alternative Optionen, etwa eine Kombination von professioneller und eigener Pflege. Holen Sie auch den Rat von Fachkräften (z.B. Spitex) ein. Sprechen Sie mit dem Hausarzt der pflegebedürftigen Person, mit der Spitex oder der Pro Senectute. Sie können mit ihrer Erfahrung wertvolle Tipps liefern.
Die Beantwortung folgender Fragen kann Ihnen die Entscheidung für die Pflege erleichtern:
Welche Aufgaben kommen auf mich zu?
Ist die Pflege meines Angehörigen zu Hause überhaupt möglich?
Sind bauliche Massnahmen nötig?
Habe ich ausreichend Zeit für die Pflege?
Welche Aufwände fallen neben der eigentlichen Pflege an (Distanz zum Pflegeort)?
Kann ich die Pflege mit meinem Beruf vereinbaren?
Kann ich es mir finanziell leisten, den Beruf zugunsten der Pflege zu reduzieren oder ganz aufzugeben?
Kenne ich die gesetzlichen Ansprüche, die ein Pflegebedürftiger hat?
Habe ich bereits Kenntnisse in der Pflege? Wo erhalte ich zusätzliches Wissen?
Bin ich körperlich und gesundheitlich in der Lage, meinen Angehörigen zu pflegen? Zumeist handelt es sich um eine langfristige Pflege und die Pflege ist kräftezehrend. Gerade bei Schulter- oder Rückenproblemen wird geraten, nur einen Teil der Pflege zu übernehmen.
Kann ich mir vorstellen, meinen Angehörigen in der Körperpflege und der Intimpflege zu unterstützen oder die Pflege ganz zu übernehmen?
Kann mich jemand vertreten, falls ich einmal verhindert bin?
Traue ich mir die Belastung durch die Pflege auch psychisch zu? Es besteht die Gefahr, neben der zeitintensiven Pflege die eigenen sozialen Kontakte und Hobbys zu vernachlässigen.
Holen Sie Unterstützung
Wenn Sie entscheiden, die Pflege nicht oder nur teilweise selbst zu übernehmen, brauchen Sie Unterstützung. Es gibt verschiedene ambulante Angebote wie etwa die Spitex. Es ist auch möglich, dass Sie für die Pflege finanzielle Unterstützung brauchen.
Planen Sie Ihren Ausstieg
Beim Entscheid für die Pflege Ihres Angehörigen legen Sie von Beginn an Kriterien fest, ab welchem Punkt sie die Pflege nicht mehr selbst leisten können und sie in professionelle Hände legen. Achten Sie auf Ihre eigene Gesundheit. Denn nur solange Sie gesund sind, können Sie für Ihre Angehörigen da sein.