Einheitskasse in der Schweiz: Das sind die Argumente
Eine Einheitskasse ist in der Schweiz immer wieder Thema. Comparis zeigt die Argumente von Befürworterinnen und Gegnern und schlägt einen Test vor.
25.04.2024
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1. Was ist eine Einheitskasse?
Einheitskasse bedeutet: Es gibt nur eine einzige Krankenkasse. In einem Land mit Einheitskasse haben die Versicherten also keine Wahl, wo sie versichert sein möchten.
Dieses System gibt es zum Beispiel in Slowenien.
Was ist der Unterschied zwischen Einheitskasse und staatlichem Gesundheitssystem?
Die Gesundheitssysteme in Europa unterscheiden sich vor allem in Hinblick auf Finanzierung und Leistungsträger.
| Finanzierung | Leistungsträger | Beispiel |
|---|---|---|
| Steuern | Gesundheitsdienst (national, regional oder kommunal) | Grossbritannien, Spanien, Schweden |
| Beiträge | Einheitskrankenkasse | Estland, Slowenien, Polen |
| verschiedene Krankenkassen ohne freie Kassenwahl | Frankreich, Österreich | |
| verschiedene Krankenkassen mit freier Kassenwahl | Deutschland, Niederlande, Schweiz |
Quelle: WIP
2. Weshalb ist eine Einheitskasse in der Schweiz immer wieder ein Thema?
In der Schweiz kommt das Thema einer Einheitskasse in der Grundversicherung regelmässig auf. Die Befürworterinnen und Befürworter einer Einheitskasse versprechen sich davon günstigere Krankenkassenprämien. Steigen die Prämien stärker, wird mehr über Sparmöglichkeiten im Gesundheitswesen diskutiert.
In den letzten Jahren sind die Krankenkassenprämien in der Schweiz stark gestiegen. Der Ruf nach einer Einheitskasse ist lauter geworden. Es ist nicht das erste Mal: Die Schweizerinnen und Schweizer haben schon vier Mal über die Einheitskasse abgestimmt und sie abgelehnt.
Mehrheit befürwortet eine Einheitskasse
Gemäss einer repräsentativen Comparis-Umfrage im April 2024 befürwortet aktuell eine Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer (71 Prozent) eine Einheitskasse.
3. Was sind die Argumente für eine Einheitskasse?
Günstigere Krankenkassenprämien sind das Hauptargument der Befürworterinnen und Befürworter einer Einheitskasse.
Die häufige Annahme: Mit nur einer Krankenkasse und keiner Wechselmöglichkeit sinken die Ausgaben etwa für Werbung und Verwaltung.
40 Franken weniger Prämie
Die Mehrheit der Einheitskassen-Befürworterinnen und -Befürworter erwartet gemäss der Comparis-Umfrage mindestens 40 Franken tiefere Prämien pro Monat. Dann würde sich eine Einheitskasse aus ihrer Sicht lohnen.
Das wäre eine durchschnittliche Prämien- und Kostenreduktion von gut 10 Prozent.
Weshalb steigen die Krankenkassenprämien?
Die Kostentreiber im Schweizer Gesundheitswesen sind vor allem der Mehrkonsum der Versicherten, zunehmende Bürokratiekosten wegen staatlicher Fehlanreize bei der Finanzierung und der medizinische Fortschritt an sich.
Die Verwaltungskosten machen nur etwa 5 Prozent der Prämien in der Grundversicherung aus.
4. Was sind die Argumente gegen eine Einheitskasse?
Mit einer einzigen Krankenkasse fällt der Wettbewerb unter den verschiedenen Anbietern weg. Damit sinkt der Anreiz, günstige Prämien und guten Service anzubieten.
Und: Eine Einheitskasse löst nicht das Problem der steigenden Behandlungskosten. Denn eine Einheitskasse allein bewirkt keine stärkere staatliche Steuerung der Gesundheitsdienstleistungen.
«Es ist verlockend, die Schuld für die steigenden Kosten und Prämien den Chefs der Spitäler, Krankenkassen oder der Pharmaindustrie zu geben, aber gleichzeitig zu verlangen, dass immer mehr und immer bessere Medizin weniger kosten soll.»
Felix Schneuwly, Comparis-Krankenkassenexperte
5. Welche Meinung hat Comparis?
Die Einführung einer Einheitskasse wäre für die Schweiz organisatorisches Neuland. Denn: Selbst bei der viel zitierten Unfallversicherung gibt es über 20 Anbieter – und nicht nur die Suva.
Darum schlägt Comparis vor, das Projekt «Einheitskasse» vor einer nächsten Abstimmung in einem Musterkanton zu testen. Dadurch würde die Bevölkerung vor der nächsten Einheitskassenabstimmung die Vor- und Nachteile des Kassenwettbewerbs gegenüber einer Einheitskasse kennen.
Diesen Vorschlag befürworten 79 Prozent der Umfrageteilnehmenden.
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Dieser Artikel wurde erstmals produziert am 25.04.2024
