Das Schweizer Bildungssystem – praktische Infos für Auswanderer
Sie ziehen mit Ihren Kindern in die Schweiz um und wollen wissen, welches Schulsystem Sie hier erwartet? Oder wollen Sie sich selbst weiterbilden? Wir zeigen Ihnen, was das Schweizer Bildungssystem auszeichnet und wie es aufgebaut ist.
26.08.2022
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1. Hoch durchlässiges Bildungswesen mit vielen Wegen zum höheren Schul- oder Ausbildungsabschluss
Grundsätzlich bietet das Schweizer Bildungssystem einen sehr offenen Zugang zu verschiedenen Bildungsangeboten. So ist das öffentliche Bildungswesen sehr gut organisiert. Die Lehre an Schulen und an Universitäten hat eine hohe Qualität. Mit der erforderlichen Qualifikation ist der Zugang zu den «Unis» im internationalen Vergleich mit tiefen Gebühren möglich. Studierende können ihren Ausbildungsort frei wählen.
Dezentrale Organisation der Schule
Die Organisation des Schulwesens ist Aufgabe der Kantone. Die Schulbildung ist somit dezentral geregelt und vergleichbar mit der Situation in Deutschland, wo die Bundesländer die Hoheit in Bildungsangelegenheiten haben.
Nach den Pflichtschuljahren sind Kantone und der Bund für das Bildungswesen zuständig. Kantone und die Gemeinden tragen dabei jedoch rund 90 Prozent der Kosten für Hochschulen oder weiterführende Schulen.
2. In der Schweiz herrscht Schulpflicht – obligatorische Schule
Wie in Deutschland und Österreich gibt es auch in der Schweiz eine Schulpflicht. Sie dauert elf Jahre und beginnt üblicherweise schon im fünften Lebensjahr. 95 Prozent der Schülerinnen und Schüler besuchen die öffentlichen Schulen im Bereich der obligatorischen Schulen. Nur 5 Prozent gehen auf eine Privatschule.
Die obligatorische Schule gliedert sich in die Primarstufe und die Sekundarstufe 1 auf:
Primarstufe: Diese beinhaltet zwei Jahre im Kindergarten oder zwei Jahre «Eingangsstufe» und dauert insgesamt sechs bis acht Jahre.
Sekundarstufe I: Diese Stufe dauert drei bis fünf Jahre, abhängig von der Dauer der Primarstufe. In der Deutschschweiz ist die Unterrichtssprache Deutsch. In der obligatorischen Schulzeit lernen jedoch alle Schülerinnen und Schüler noch eine zweite Landessprache sowie Englisch. Das Bildungssystem der Schweiz legt hierauf grossen Wert.
3. Nachobligatorische Bildung – Sekundarstufe II und Tertiärstufe (Hochschulen)
Sekundarstufe II: In der Schweiz absolvieren fast 70 Prozent der Schülerinnen und Schüler nach der obligatorischen Schule eine sogenannte «duale Berufslehre». Ein Drittel macht eine schulische Ausbildung und geht demnach auf die Fachmittelschule oder das Gymnasium. Die Abschlussquote in der Sekundarstufe II ist hoch, denn über 90 Prozent machen einen Abschluss. Absolvierende können danach direkt in den Beruf einsteigen oder studieren.
Tertiärstufe: Die Hochschulen können von Absolvierenden der Sekundärstufe II sowie von Berufserfahrenen besucht werden. Abhängig vom Hochschultyp können noch Ergänzungsprüfungen verlangt werden.
4. Anerkennung von Schulabschlüssen und Berufsabschlüssen
Möchten Sie oder Ihre Kinder in der Schweiz studieren, müssen Sie sich direkt an die Hochschule oder das Ausbildungsinstitut wenden. Es gibt keine allgemeine Stelle, die z. B. das deutsche Abitur oder die österreichische Matura anerkennt. Weitere Informationen dazu finden Sie auf der Website der Rektorenkonferenz der Schweizer Universitäten.
Eine Übersicht über Anerkennungsstellen für Studien- oder Berufsabschlüsse finden Sie auf der Seite des Staatssekretariats für Bildung (SBfI).