Kinderpsychologie – alle wichtigen Informationen

Auch Kinder können unter psychischen Störungen leiden. Comparis zeigt, wann ein Besuch bei einem Kinderpsychologen oder einer Kinderpsychologin sinnvoll ist.

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Julia Strachowitz

4 Kinder in Gummistiefeln

Unsplash

Kinderpsychologen und -psychologinnen untersuchen die Entwicklungsgeschichte von Kindern. Sie helfen jungen Menschen und ihren Bezugspersonen bei der Behandlung von psychischen Leiden.

1.Was macht ein Kinderpsychologe?
2.Was passiert beim Kinderpsychologen?
3.Übernimmt die Krankenkasse Kosten für Kinderpsychologie?
4.Wann sollte man einen Kinderpsychologen aufsuchen?
5.Wo finde ich kinderpsychologische Angebote?

1. Was macht ein Kinderpsychologe?

Die Kinderpsychologie ist Teilbereich der Entwicklungspsychologie. Kinderpsychologen und -psychologinnen beschäftigen sich mit der Entwicklung, dem Erleben und Verhalten von Kindern und Jugendlichen. Sie unterstützen Kinder bei psychologischen Problemen und Bezugspersonen beim Umgang mit jungen Menschen.

Fachpersonen tragen den Titel Fachpsychologe/-psychologin für Kinder- und Jugendpsychologie. Dieser wird in der Schweiz von der Föderation der Schweizer Psychologinnen und Psychologen (FSP) und dem Schweizerischen Berufsverband für Angewandte Psychologie (SBAP) ausgestellt.

Kinderpsychologie umfasst verschiedene Fachbereiche:

  • Schulpsychologie und Erziehungsberatung unterstützt Lehrpersonen, Erziehungsberechtigte und Behörden in Bildung und Erziehung sowie bei Schwierigkeiten in Schule und Familie

  • Psychotherapie für Kinder und Jugendliche bietet einen Behandlungsansatz für junge Menschen mit spezifischen, psychisch bedingten Schwierigkeiten

  • Forensische Psychologie und Rechtspsychologie im Bereich Kinder und Jugendliche fokussiert sich auf den Kinder- und Jugendschutz sowie die Begutachtung von jugendlichen Tätern und Täterinnen sowie Opfern

  • Klinische Psychologie Bereich Kinder und Jugendliche befasst sich mit psychischen Störungen im jungen Alter sowie mit deren Vorbeugung und Behandlung

2. Was passiert beim Kinderpsychologen?

In einem Erstgespräch lernen die Erziehungsperson und das Kind den Kinderpsychologen oder die Kinderpsychologin kennen. Gemeinsam wird die Entwicklungsgeschichte des Kindes besprochen. Das Erstgespräch kann mit oder ohne Kind durchgeführt werden. Wichtig ist, dass das Kind die Therapieperson möglichst früh kennenlernt. Wichtig für den Therapieerfolg ist eine gute, vertrauensvolle Beziehung zwischen Behandlungs- und Therapieperson. Nur wenn sich alle beteiligten Personen wohlfühlen, wird die Therapie begonnen. Kinder brauchen oft etwas Zeit, um Vertrauen zu fassen. Eine ausgiebige Kennenlernphase ist im Bereich der Kinderpsychologie deshalb besonders wichtig. Der Beziehungsaufbau kann in gemeinsamen Spielen gestärkt werden. Im Spiel lassen sich zudem Denk- und Handlungsmuster von Kindern erkennen.

Als nächstes folgen Zieldefinition und Diagnostik. Die Entwicklungsgeschichte des Kindes wird betrachtet. Probleme und Lösungsmöglichkeiten werden besprochen. Je nach Symptomen des Kindes werden Expertinnen und Experten hinzugezogen. Es können Tests durchgeführt werden, um zu prüfen, welche Störungen vorliegen, wie z. B. ADHS. Das Ziel der Therapie wird gemeinsam festgelegt.

Die Behandlungsphase verläuft in wöchentlichen oder monatlichen Sitzungen. Die Sitzungen dauern in der Regel eine Stunde (Einzeltherapie) oder 90 Minuten (Gruppentherapie). Es werden regelmässig Elterngespräche durchgeführt, um den Fortschritt aus Sicht der Angehörigen zu besprechen. In der Behandlung kommen verschiedene psychotherapeutische Ansätze zur Anwendung. In der analytischen Psychotherapie werden herausfordernde Erfahrungen aus der Vergangenheit bearbeitet. In der Verhaltenstherapie liegt der Fokus auf der Gegenwart und dem Erlernen neuer Verhaltensweisen. In der systemischen Therapie wird das gesamte Umfeld des Kindes miteinbezogen. Häufig werden verschiedene Ansätze der Psychotherapie miteinander kombiniert.

Eine Therapie gilt als abgeschlossen, wenn die zu Beginn festgelegten Ziele erreicht wurden. Auch nach Zielerreichung können Termine stattfinden, um den Erfolg langfristig zu überprüfen. Wenn das Problemverhalten des Kindes deutlich zurückgegangen ist oder gar nicht mehr besteht, wird die Therapie beendet.

Wenn gewünscht, tauscht sich der Kinderpsychologe oder die Kinderpsychologin mit nahestehenden Bezugspersonen wie Lehrern oder Verwandten aus. Auch Kinderärztinnen und -ärzte können einbezogen werden.

3. Übernimmt die Krankenkasse Kosten für Kinderpsychologie?

Per Juli 2022 übernimmt die Grundversicherung Ihrer Krankenkasse nach ärztlicher Überweisung die Kosten für eine Psychotherapie. Lesen Sie mehr darüber in unserem Artikel über die Neuregelung 2022. Die Schule kann eine Kostengutsprache auf Antrag des Schulpsychologen oder der Schulpsychologin erteilen. Die Sozialversicherung (IV) finanziert die Kosten bei ärztlich diagnostizierten Geburtsgebrechen, die vor dem 9. Lebensjahr auftreten. Verfügt das Kind über eine Zusatzversicherung für Psychotherapie, werden die Kosten je nach Versicherer anteilig übernommen. Fragen Sie den Kinderpsychologen oder die Kinderpsychologin Ihrer Wahl nach Informationen zur Kostenübernahme, bevor Sie eine Therapie beginnen. 

4. Wann sollte man einen Kinderpsychologen aufsuchen?

Kinder zeigen unmittelbar, wie es ihnen geht und was ihnen fehlt. Gerade in der Schule stossen Kinder an ihre Grenzen. Gruppendynamiken, Leistungsdruck und Überforderung im Unterricht erzeugen Stress. Zu einem gewissen Mass ist das normal. Ein Kind, dass depressives oder aggressives Verhalten zeigt, braucht also nicht sofort therapeutische Massnahmen. Eltern sollten die Gefühle des Kindes wahrnehmen und würdigen. Statt das unerwünschte Verhalten zu unterbinden, liegt die Aufgabe von Bezugspersonen darin, dem Kind im Umgang mit Gefühlen zu helfen.

Helfen Verständnis und Gespräche nicht weiter, kann ein Besuch beim Kinderpsychologen oder bei einer Kinderpsychologin hilfreich sein. Wenn ein Kind sich ohne ersichtlichen Grund plötzlich deutlich verändert, lohnt sich ein Abklärungsgespräch mit einer Fachperson. Werden Eltern von Lehrern, Erziehern oder Erzieherinnen oder Grosseltern auf anhaltende Verhaltensänderungen aufmerksam gemacht, ist professionelle Hilfe sinnvoll. Ob ein Kind unter Autismus, Depression oder ADHS leidet, ist für Laien schwer zu erkennen. Kinderpsychologinnen und Kinderpsychologen sollten bei Verdachtsfällen möglichst früh zu Rate gezogen werden. Die Behandlungserfolge sind z. B. bei ADHS grösser, je früher die Störung erkannt wird.

5. Wo finde ich kinderpsychologische Angebote?

Die Schweizerische Vereinigung für Kinder- und Jugendpsychologie SKJP listet Kinderpsychologinnen und -psychologen nach Kanton auf. Dort finden Sie professionelle Anlaufstellen in der ganzen Schweiz.

Die Schweizerische Fachgesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie SGKJPP bietet eine Psychiatersuche auf ihrer Webseite an. Die Wartezeiten der Therapiepersonen sind jeweils angegeben. Die Ergebnisse lassen sich nach Kanton filtern. So finden Sie schnell professionelle Hilfe in Ihrer Nähe.

Quellen

Was kostet stationäre Psychotherapie?

10.02.2022

ADHS bei Kindern und Erwachsenen

Essstörungen: Übersicht und Hilfe

01.02.2022
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